Tilman Kühne zählt zu den großen Nachwuchshoffnungen. Der Triathlet aus Nordhausen startete 2019 bei den Deutschen Meisterschaften im Juniorenbereich in Grimma und wurde beim ICAN64 über die längere Olympische Distanz von 1 Kilometer Schwimmen, 53 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen starker Gesamt-Zweiter. Im Interview lässt der 20-Jährige sein erstes Jahr im Herrenbereich Revue passieren und spricht über seine Ambitionen in 2021, wo er nach einer Verletzung wieder angreifen möchte.
Wie schwer wiegt die Enttäuschung, das erste Jahr in der neuen Altersklasse im Männerbereich ohne wirkliche Rennhighlights beenden zu müssen?
Ich war ohnehin im Frühjahr länger verletzt und habe lange gebraucht, um wieder in das Training einzusteigen. Daher war es auch für mich persönlich nicht so schlimm, dass 2020 ohne Rennen stattfand und ich nichts verpasst habe. Der Fokus lag darauf, wieder zurück in das Training zu kommen. Ich musste insgesamt zwölf Wochen pausieren, danach dauerte es noch mal vier bis sechs Wochen, um wieder in das geregelte Training einzusteigen.
Sie sind nun wieder voll belastbar?
Ich habe keine Einschränkungen mehr, kann wieder alles trainieren und befinde mich bereits in der Vorbereitung auf die neue Saison. Vor allem im Laufen geht es nun für mich darum, wieder konkurrenzfähig zu werden und mich weiter zu verbessern.
Trotz der Verletzung gab es im Training im Spätsommer noch ein paar Highlights. Wie sahen diese aus?
Genau, insbesondere auf dem Rad habe ich mir zwei Herausforderungen gesucht, die ich in einer normalen Saison wohl nicht in Betracht gezogen hätte. Zum einen habe ich gemeinsam mit Peter Seidel an einem Tag 300 Kilometer zurückgelegt. Außerdem wollte ich die Everest-Challenge knacken und 8.848 Höhenmeter bewältigen – dabei habe ich mir allerdings einen falschen, zu flachen Berg gesucht, sodass es nach 220 Kilometer nur etwa 5.000 Höhenmeter wurden. Trotzdem konnte ich dadurch noch mal eine gute Radform aufbauen, von der ich hoffentlich auch in der Saison 2021 profitiere.
Im diesem Jahr findet, sofern es die Pandemie zulässt, die deutsche Meisterschaft über die Mitteldistanz in Nordhausen statt. Trauen Sie sich diese Streckenlänge bereits zu, oder ist wieder ein Start auf der Kurzdistanz geplant, wo sie 2019 Gesamt-Zweiter wurden?
Schon 2019, als feststand, dass die Titelkämpfe nach Nordhausen kommen, habe ich mit einem Start geliebäugelt. 2020 hätte es aufgrund der Verletzung wohl ohnehin nicht geklappt. Wenn ich starte, möchte ich topfit sein. Aktuell befinde ich mich auf dem Trainingsstand von 2019, konnte 2020 wie eben beschrieben nicht wirklich nutzen und mache es daher davon abhängig, wie es in den kommenden Monaten weitergeht und sich die Form im Training entwickelt. Natürlich wäre es aber ein Highlight, bei der Deutschen Meisterschaft in Nordhausen zu starten.
Auf welchen Streckenlängen liegt in den kommenden Jahren Ihr Fokus? Bislang war Ihre längste Distanz der ICAN64, also die „Kurzdistanz“.
Schön wäre es natürlich, da einen Mittelweg zu finden und das Training so zu gestalten, auf der Kurzstrecke konkurrenzfähig zu sein, am Jahresende im letzten Saisondrittel aber auch eine längere Strecke in Angriff zu nehmen. Ich möchte mich noch nicht auf eine Distanz beschränken und festlegen, sondern bis zur Mitteldistanz alles absolvieren. Die Langdistanz kommt aber natürlich noch zu früh und noch nicht für mich in Betracht.
Sie studieren seit 2019 Chemie und Sport auf Lehramt in Jena. Wie erleben Sie dort den aktuellen Lockdown?
Durch den Lockdown finden viele Vorlesungen und sogar Prüfungen online statt, sodass ich diese auch während des Trainings auf der Rolle verfolgen kann und dadurch zeitlich flexibler bin. Jena ist für mich vorteilhaft, da auch einige Teamkollegen der Weimarer Bundesliga-Mannschaft, für die ich eigentlich bereits 2020 starten wollte, hier wohnen und trainieren. Da ergeben sich oft gute Trainingsgruppen und ich kann von stärkeren Athleten partizipieren. Gerade die harten Einheiten machen in der Gruppe dadurch mehr Spaß.
Das Interview führte Johann Reinhardt