Dennis Morgensterns Ziel: Einmal zur Weltmeisterschaft nach Hawaii

Der für Triathlon Nordhausen e.V. startende Dennis Morgenstern vom ORTHIM Triathlon Team zählt zu Thüringens schnellsten Langdistanz-Triathleten. Bereits über zehnmal bewältigte er die Königsdistanz von 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen und kann eine Bestzeit von 9:01:50 Stunden vorweisen, die er 2019 beim Ironman in Italien aufstellte. Im Interview spricht der zweifache Vater über sein Corona-Projekt des „Ironmans daheim“, wie er zum Triathlonsport kam sowie über seine Ziele für die kommenden Jahre. 

Im Sommer absolvierten Sie pandemiebedingt zu Hause alleine eine komplette Langdistanz. Wie kam die Idee zu diesem Projekt? 

Eigentlich wollte ich in Hannover über die Langdistanz starten, der Wettkampf wurde aber abgesagt. Der Thüringer Triathlon Verband hat nach Ausbruch der Pandemie im Frühling eine digitale Rennserie ins Leben gerufen, daher kam bei mir irgendwann der Gedanke, dass es auch möglich ist, alleine eine Langdistanz zurückzulegen. Ehrlicherweise hatte ich die Idee bereits, bevor Jan Frodeno seinen Ironman zu Hause absolvierte. 

Auf welchen Strecken absolvierten Sie die Langdistanz, gab es logistische Herausforderungen?

Geschwommen bin ich bei mir im Pool, da ich dort eine Gegenstromanlage habe, die ich bereits während des ersten Lockdowns für das Training nutzen konnte. Auf dem Rad habe ich mich für meine tägliche Arbeitsstrecke entschieden, was eine Runde von jeweils 60 Kilometern bedeutete. Dies war notwendig, da ich nach jeder Runde durch meine Familie eine neue Flasche gereicht bekam – natürlich ist eine Langdistanz nicht ohne Verpflegung möglich und anders als im Wettkampf, galt es diese selbst zu organisieren. Einen 180 Kilometer langen Rundkurs hätte ich selbst nur schwer organisieren können. Die Wahl der Laufstrecke verlief ähnlich mit einem etwa zehn Kilometer langen Kurs. Hier war die Herausforderung, sich an die Fahrtzeiten der Bahn anzupassen, da ich mehrmals Bahnübergänge queren musste. Etwas logistische Planung im Voraus war also durchaus notwendig.

Wie lief der Ironman zu Hause im Vergleich zu den Langdistanz-Rennen zuvor?

Ich war voll im Wettkampfmodus und richtig gut in Form, hatte mir die Startnummer eines vorherigen Rennens umgelegt, um das Wettkampfgefühl zu verstärken. Trotz der Pandemie konnte ich vorher gut trainieren. Gefühlt war es eine der besten Langdistanzen überhaupt. Ich hatte unterwegs nur wenig Probleme, konnte alle Disziplinen konstant absolvieren und benötigte insgesamt weniger als 9:20 Stunden. 

Gibt es schon Pläne für 2021?

Ich habe mich wieder beim Wasserstadt-Triathlon in Hannover angemeldet und hoffe, dass dieser diesmal stattfindet. Wenn es wieder keinen Wettkampf gibt, würde ich aber erneut auch eine Langdistanz zu Hause machen. Im Vergleich zum normalen Wettkampf hat diese durchaus auch Vorteile, bringt eine größere Flexibilität und für die Familie ist es einfacher, dabei zu sein. So oder so: 2021 wird es also wieder eine Langdistanz geben. 

Für viele Triathleten ist ein großes Ziel die Qualifikation und ein Start bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Haben Sie dieses auch noch im Blick?

Einmal nach Hawaii zu kommen, ist auf jeden Fall auch ein mittelfristiges Ziel. 2014 war es bereits knapp, wo ich die Qualifikation um nur neun Sekunden verpasste. Erzwingen möchte ich es allerdings nicht, würde momentan nicht mehr dafür aufgeben – vielleicht klappt es aber trotzdem noch in den nächsten Jahren, etwas Rennglück gehört schließlich auch dazu.

Wie sind Sie zum Triathlonsport gekommen? 

Von der Kindheit an habe ich für fast 16 Jahre Fußball gespielt. Mit 18 Jahren habe ich mich durch einen Kreuzbandriss im rechten Knie aber das erste Mal verletzt, anschließend kam noch ein Kreuzbandriss im linken Knie hinzu. Nach der ersten Verletzung habe ich bereits Schwimmen und Radfahren im Aufbautraining absolviert, nach der zweiten Verletzung kam verstärkt die Überlegung, auch mal einen Triathlon-Wettkampf zu absolvieren. Dadurch startete ich 2009 in meinem ersten Triathlon im Rahmen des Scheunenhof-Triathlons und blieb anschließend dabei. 

Merken Sie pandemiebedingt aktuell Veränderungen im Trainingsalltag?

Das einzige was ich momentan aufgrund der Schließung des Badehauses gar nicht mache, ist das Schwimmtraining, stattdessen absolviere ich verstärkt Athletikübungen. Beim Radfahren und Laufen bin ich auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren, gehe zwei bis dreimal wöchentlich Laufen und fahre zweimal auf der Rolle mit dem Rad. Im Schwimmen hoffe ich dann, spätestens Ende März wieder im Pool trainieren zu können. 

Das Interview führte Johann Reinhardt